Herbstfortbildung mit interessanten Einblicken rund ums leistungssportliche Laufen
  02.11.2021 •     WLV , BLV , BW-Leichtathletik , Top-News BW-Leichtathletik , Bildung BW-Leichtathletik


Vergangenen Dienstag und Mittwoch (26./27. Oktober) trafen sich 15 Lauftrainer zur traditionellen Herbstfortbildung des Laufteams Baden-Württemberg. Die beiden Tage anwesend war auch Lisa Merkel von der LG Region Karlsruhe. Die U20-EM-Teilnehmerin über 3.000 Meter von Tallinn (Estland) und jetzige BLV-Praktikantin fasst für uns die beiden Tage mit den Verbands- und Landestrainern als Referenten zusammen:

Der Startschuss für die jährliche Fortbildung in der Sportschule Schöneck bei Karlsruhe fiel für alle Teilnehmer um 9:30 Uhr. Dort wurden wir von Christoph Thürkow, Landestrainer Lauf, zu zwei lehrreichen und interessanten Tagen empfangen. Jedes Jahr werden anhand eines oder mehrerer Athleten die Themen Trainingsmethodik, Leistungsentwicklung und Trainingsauswertung erläutert. Dieses Jahr wurden uns dazu zwei grundsätzlich unterschiedliche Athletentypen im direkten Vergleich zueinander vorgestellt.

Zuerst präsentierte uns Christoph Thürkow das Training von Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg). Der Hindernisspezialist war dieses Jahr bei den U20-Europameisterschaften in Tallinn (Estland) über 3.000 Meter Hindernis am Start und kürte sich zwei Wochen später zusätzlich zum Deutschen Meister über 2.000 Meter Hindernis. Er diente als Beispiel für einen Athleten mit nahezu optimalen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für eine erfolgreiche Leistungsentwicklung.

Anhand dieses „Musterathleten“ wurde uns der Prozess von Trainingsplanung und -auswertung über den Saisonverlauf hinweg aufgezeigt. Interessant war zu erfahren, wie Kurt im Jahresverlauf trainiert und sich sein Training über den Saisonverlauf hinweg an die Trainingsphasen und Wettkampfverhältnisse angepasst hat. Dabei konnten wir einige wichtige Trainingsgrundsätze in Erfahrung bringen, wie zum Beispiel, dass die Individualität eines jeden Athletentyps das Training maßgeblich bestimmen muss, um die gewünschte Trainingswirkung zu erzielen. Interessant war auch zu lernen wie groß der Einfluss äußerer Bedingungen wie Schule, Arbeit, Ausbildung, Studium und Personenumfeld, sowie Athleten-bedingter Veranlagungen auf das Leistungsvermögen und den Trainingsalltag ist.

Der zweite Beispiel-Athlet war Florian Zittel von der LG Region Karlsruhe. Für seine Präsentation ist dessen Heimtrainer Günther Scheefer extra nach Schöneck gekommen. Obwohl er genau wie Kurt bei der U20-EM über 3.000 Meter Hindernis ins Finale gelaufen ist, stellte er so ein bisschen das Gegenbeispiel zu Kurt dar. „Flo“ hat in seinem Trainingsalltag mit weniger perfekten Rahmenbedingungen zu kämpfen und auch seine Anfänge in der Leichtathletik waren weniger vielversprechend. Den Kern von Günther Scheefers Vortrag – der auch als Verbandstrainer im Laufteam BW fungiert – bildete demnach die Erkenntnis, dass jeder Athlet und jede Athletin Potential hat, auch wenn es wie in Flos Fall erst später zum Vorschein kommt.

An seinem Beispiel wird deutlich, dass es wichtig ist jeden und jede gleichermaßen zu fördern. Bei seinem Vortrag untermauerte Scheefer auch den Einfluss von Individualität und Rahmenbedingungen, durch die auch Flos Training maßgeblich bestimmt wird. Nach der Theorie nahm uns „Günne“ mit in die Sporthalle, um uns einen praktischen Einblick in das Hindernistraining zu geben, was eines der Highlights des Lehrgangs war.

Ein weiteres Thema an diesem Tag war das Nachwuchstraining in den Altersklassen U16 und U18. Im Rahmen einer Gruppenarbeit lernten wir dabei einiges über den langfristigen Trainingsaufbau im Jugendbereich.

Am zweiten Tag wurden wir um 8:30 Uhr von Christian Stang begrüßt. Der Verbandstrainer der Region Mannheim/Rhein-Neckar führte uns zuerst theoretisch in das Thema Alternativtraining ein. Er stützte seine Lerneinheit ebenfalls anhand eines Athleten. Finn Wollschläger hatte über ein Jahr lang mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, trainierte während dieser Zeit mit alternativen Trainingsmitteln und ging dieses Jahr, trotz des fehlenden Lauftrainings im Jahr 2020, mit starker Form an den Start und erzielte sehr gute Wettkampf-Ergebnisse.

Nach der Theorie folgte auch hier die Praxis, dieses Mal wurden wir ins Aquajogging eingeführt. Christian gab uns dabei einen interessanten Rundumeinblick in die Technik und die Trainingsmethoden des Aquajoggens. Dabei durften wir selbst in die Rolle des Trainers, bzw. der Trainerin, schlüpfen. So bekamen wir einen interessanten Einblick und eine genaue Vorstellung davon, wie man eine Verletzungsphase effektiv überbrücken kann.

Den Abschluss bildeten am Mittwochnachmittag Jens Boyde. Als erfahrener Landestrainer im Bereich Lauf/Gehen sprach er mit uns über das Thema Zusammenarbeit zwischen Athleten, Heimtrainern, Landestrainern und dem Verband. Auch hier durften wir selbst aktiv werden und unsere eigenen Ideen, wie man Zusammenarbeit fördern kann und soll, einbringen. Er zeigte uns anschließend noch mehrere Beispiele, bei denen eine solche Zusammenarbeit Früchte getragen hat.

Zur Info für alle Interessierten: Auch im nächsten Jahr wird die Fortbildung Leistungssport Lauf wieder an der Sportschule Schöneck bei Karlsruhe angeboten. Dann wird sie am 25./26. Oktober stattfinden.