Malaika Mihambo kehrt in Weltspitze zurück
  20.02.2024 •     WLV , Top-News WLV , Wettkampf , BLV , Top-News BLV , BLV-Wettkampf , BW-Leichtathletik , Top-Events , Top-News BW-Leichtathletik , Wettkampfsport , Leistungssport


Mit 6,93 Meter springt die Olympiasiegerin weltweit auf Rang zwei. Herausforderin Mikaelle Assani legte mit 6,91 Meter vor.

Sechseinhalb Monate musste Malaika  Mihambo (LG Kurpfalz) auf Wettkämpfe verzichten. Eine Muskelverletzung, die sie sich im Sommer bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel zugezogen hatte, zwang sie zu einer Pause. Eine lange Auszeit für die Olympiasiegerin von Tokio, eine lange Zeit auch für den Deutschen Leichtathletik-Verband. Nach dem medaillenlosen Debakel von Budapest wartete man in der deutschen Leichtathletik sehnlichst  auf die Rückkehr der Lichtgestalt der letzten sechs Jahre. Olympiasiegerin, zweimal Weltmeisterin, Europameisterin und dreimal Sportlerin des Jahres – der Glanz von Malaika Mihambo hat ihre Sportart getragen. Lediglich Heike Drechsler hat mit zwei Olympiasiegen, vier WM-Titeln und einmal Sportlerin des Jahres eine ähnliche Bilanz aufzuweisen.

Bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig ist Malaika Mihambo eindrucksvoll in die Weitsprunggrube und in die Weltspitze zurückgekehrt. Auf dem Weg zu ihrem siebten Hallen-Titel in Folge (ihr 14. DM-Titel insgesamt) sprang sie mit 6,93 Meter auf Platz zwei der aktuellen Weltjahresbestenliste (vorne liegt die US-Amerikanerin Tara Davis Woodhall mit 7,18 m) und erzielte dabei das beste Meisterschaftsergebnis unterm Hallendach seit 30 Jahren, von Heike Drechsler erzielt.

Mikaelle Assani fordert Malaika Mihambo

Dass es im Duell der Generationen ein echter Krimi wurde, lag auch an der 21-jährigen Mikaelle Assani (SCL Heel Baden-Baden), die mit Sprüngen auf 6,81 und 6,91 Meter über sich hinauswuchs und Mihambo herausforderte. Die Olympiasiegerin konterte jedoch zweimal mit 6,83 und 6,93 Meter im Stil eines Champions. „Nach der auskurierten Verletzung war das Selbstvertrauen jetzt wieder da, ich hoffe auf eine starke Saison“, kommentierte die 30-Jährige ihren Wettkampf.

„Das war heute  wieder die alte Malaika“, freute sich auch ihr Trainer Ulli Knapp. Sie haben im Training an einigen „Stellschrauben“ (im Krafttraining und im Anlauf) gedreht, berichtet Knapp über Mihambos neue alte Stärke. „Ich bin in meinem Anlauf wieder sehr schnell geworden“, erklärte sie ihre Leistung von Leipzig. Die EM in Rom (5. bis 12. Juni) sei eher eine Zwischenstation auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Paris (1. bis 11. August).

Befreiung auch für Mikaelle Assani

Drei deutsche Weitspringerinnen unter den besten acht der Welt hat es noch nie gegeben. Die 21-jährige Mikaelle Assani konnte ein Jahr nachdem sie in Weinheim bereits 6,91 Meter sprang, diese Leistung, die sie wie einen Rucksack mitgeschleppt hatte, endlich wieder bestätigen. Dennoch zeigte sie sich erstaunt. „Ich kann es kaum glauben, was heute passiert ist“, erklärte die neue deutsche Vizemeisterin. „Es war der beste Wettkampf ihres Lebens“, zeigte sich auch ihr Trainer Udo Metzler beeindruckt.

Mihambo sei wie eine große Schwester zur 21-Jährigen, beschreibt der ehemalige Oberstudienrat das Verhältnis der sportlichen Konkurrentinnen. Nicht undenkbar, dass der Trainer bald mit lackierten Fingernägel auftaucht. Die hat er in einer Wette mit seinem Schützling nach dessen erstem Sieben-Meter-Sprung versprochen. Die erst 19-jährige Laura Raquel Müller (Unterländer LG), die zu Beginn der Hallensaison mit 6,81 Meter  ebenfalls in die Weltspitze sprang, konnte nicht in den Titelkampf eingreifen. „Drei Weitspringerinnen unter den besten acht der Welt hatten wir noch nie“, stellte Bundestrainer Ulli Knapp dennoch fest.

Malaika Mihambo hatte die Zeit für ihr erstes Buch („Spring dich frei“) genutzt. Sie schildert darin ihre berührende Lebensgeschichte, in der sie auch von ihren Rassismuserfahrungen in  der Kindheit aufgrund ihrer Hautfarbe berichtet. „Freizuspringen heißt, sich von gesellschaftlichen Erwartungen loszumachen“, lautet ihr Credo. Im letzten Sommer hatte sie nach der verpassten WM in Budapest ihre Weltreise, die sie seit Jahren unternimmt, fortgesetzt. Diesmal in Mexiko. Auch dort hat man die Ausnahmesportlerin erkannt, wie sie erzählt. Die Weichen für weite Sprünge in den Sand sind gestellt. „Das wird ein Leichtathletik-Superjahr“, macht sich Malaika Mihambo Mut. Und die Ziele für die Saison 2024 sind (hoch)gesteckt.