ZEITREISE | Hochsprung – Ingenieurskunst, die flop(p)t
  21.02.2022 •     WLV , Bildung


SPORT IM WANDEL lautet das Jahresmotto 2022 der SportRegion Stuttgart. In diesem Zusammenhang gibt es in diesem Jahr die Serie ZEITREISE. In der achten Folge geht es um den Hochsprung.

Es gibt viele Sportarten, die sich über die Jahre insbesondere durch den technischen Fortschritt weiterentwickelt und bei denen beispielsweise Ingenieure und Entwickler für Veränderungen gesorgt haben. Interessanterweise war es tatsächlich ein Ingenieur, der den Hochsprung revolutioniert hat, wenn auch auf eine eher profane Art.

Hochsprung ist eine Teildisziplin der Leichtathletik, bei der es darum geht, über eine möglichst hohe Latte zu springen. Seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 ist der Hochsprung im Olympischen Programm mit dabei. Während man heutzutage auf einer weichen Matte landet, bestand die Landezone anfangs noch aus einem sandigen Untergrund.

Auch der Anlauf hat sich verändert. Früher wurde gerade auf die Latte zugelaufen. Später stellte man den Anlauf um und wählte die kurvenförmige Variante. Die Sprungstile entwickelten sich ebenfalls. Von der anfänglichen Frontalhocke ging es über den Schersprung und den Rollsprung hin zum Straddle. Bei letzterem rollen sich die Springerinnen und Springer bäuchlings über die Latte, die Beine überqueren eines nach dem anderen die Latte. Die größte Innovation der Sprungtechnik kam dann jedoch mit dem Amerikaner Richard Douglas „Dick“ Fosbury: Der Bauingenieur-Student benutzte bei den Olympischen Spiele 1968 in Mexiko-Stadt seine ganz eigene Technik, um die Latte zu überqueren – den Fosbury-Flop. Bei der korrekten Anwendung der Flop-Technik bleibt der Körperschwerpunkt durch die Krümmung des Rückens dauerhaft unterhalb der Latte.

Dick Fosbury war ein eigentlich eher durchschnittlicher Leichtathlet, dem der damals geläufige Straddle-Sprung nicht so richtig gelingen wollte. Er änderte daher den Bewegungsablauf und flog mit dem Kopf voran und mit dem zum Boden gewandten Rücken über die Latte. Auf diese Weise konnte er höher springen als die Konkurrenz. Fosbury brachte mit seiner neuen Technik die Menschen im Estadio Olímpico Universitario (Mexiko-Stadt) zum Staunen. Die Experten diskutierten und die Laien wunderten sich. Mit überquerten 2,24 Meter gewann Fosbury die Olympische Goldmedaille bei den Spielen 1968 und stellte gleichzeitig einen neuen Olympa-Rekord auf.

Nur ein Jahr später beendete Fosbury seine sportliche Karriere und arbeitete nach Abschluss seines Studiums als Ingenieur. Was blieb, war seine Sprungtechnik. Denn Fosburys Technik, die von viele anfangs belächelt wurde, setzte sich durch. Seit etwa 1980 sieht man auf Wettkämpfen im Spitzenbereich im Prinzip keine anderen Techniken mehr.

Mehr Infos: https://youtu.be/CZsH46Ek2ao